Nach jahrelangen Diskussionen haben auf ADHS spezialisierte Psychiater und Pädiater in Europa und Nordamerika (grösstenteils) übereinstimmende Leitlinien und die multimodale Therapieform zur Behandlung der neurobiologischen Störung entwickelt. Die drei Bausteine der multimodalen Therapie basieren auf Psychoedukation, Pharmakotherapie und Verhaltenstherapie. Das bedeutet, dass nach individuellem Bedarf sowohl auf der emotional-seelischen Ebene, als auch auf der verhaltenstherapeutischen, pädagogischen und medizinischen Ebene unterstützt werden soll. Die Umsetzung wird je nach Spezialist unterschiedlich gehandhabt und gewichtet. Was dabei wichtig ist: Die betroffene Familie braucht für eine erfolgreiche Therapie in jedem Fall ein gut funktionierendes Netzwerk!
Der Entscheid, ob und wann bei einem Kind Medikamente eingesetzt werden, muss individuell und unter Berücksichtigung des Leidensdrucks des Betroffenen, der Bezugspersonen und des pädagogischen Umfelds entschieden werden. Wichtig ist eine gründliche und differenzierte Abklärung durch eine erfahrene Fachperson.
80 Prozent an positiven Einflüssen wird jedoch über die Beziehungsebene erreicht (Paul Watzlawick). Deshalb ist bereits im Vorschulalter ein Elterntraining sehr hilfreich und wirksam. Hier wird vermittelt, wie mit dem Kind kommuniziert werden soll, welche Strukturen und Regeln es braucht, um mit der Reizüberflutung umgehen zu können oder aus der negativen Verhaltensspirale heraus zu finden. Ein Wundermittel gegen die ADHS haben auch wir noch nicht gefunden. Aber wir wissen: Verständnis, Liebe und der Glaube an unsere betroffenen Kinder und Jugendlichen sind heilsam. Und es liegt an uns allen, ihr positives Potenzial zu entdecken und zu fördern.
ADHS ist selbst keine Krankheit sondern eine Anlage, die zu Störungen und Konflikten führen kann, wenn die individuellen Möglichkeiten, Denk- und Gefühlsmuster und Verhaltensweisen nicht mehr zu den eigenen und äusseren Erwartungen passen. Wenn diese Unvereinbarkeit nicht mehr lösbar wird und Leiden verursacht, kann eine Therapie erforderlich werden. Eine psychiatrische Behandlung muss häufig aufgesucht werden, wenn Folgekrankheiten aufgetreten sind. Deren Behandlung kann zielgerichteter durchgeführt werden, wenn die ADHS-Anlage erkannt wurde und einbezogen werden kann.
Grundsätzlich kann und soll die ADHS-Anlage nicht beseitigt werden. Die wichtigste Grundlage der Therapie ist das Verständnis für das eigene Wesen und der akzeptierende Umgang damit. Der Aufbau von geeigneten Strategien zum Umgang mit speziellen Problemen wie Desorganisation, Impulsivität und Gefühlsschwankungen ist der nächste Schritt. Zur Kompensation der Basisstörungen sind Medikamente, insbesondere Stimulanzien, als wirksamste Methode ausgewiesen. Als neues Verfahren steht Neurofeedback noch in der Erprobung. In unserer Praxis bieten wir Ihnen umfassende Untersuchungen und Therapiemöglichkeiten für ADHS im Erwachsenenalter an.